Ratgeber

Der Briefkasten: Wenn der Postmann nicht mehr klingelt.

Auch in Zeiten der E-Mail-Kommunikation hat der analoge Briefverkehr nicht ausgedient – ganz im Gegenteil: Über 60 Millionen Briefsendungen pro Tag werden allein bei der Deutschen Post bearbeitet. Die Annahme, der Anteil der Urlaubskarten und Liebesbriefe habe im Vergleich zu unerfreulichen Schreiben wie Rechnungen abgenommen, liegt zwar durchaus nahe, Fakt ist aber: Die Briefträger der Nation haben weiterhin genug zu tun – so oder so. Um es ihnen leicht zu machen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Post sicher und trocken bei Ihnen ankommt, gilt es beim Kauf und bei der Anbringung des Briefkastens einige einfache Regeln zu beachten.

Der Otto-Normal-Briefkasten.

Zum Glück gibt es für die Gestaltung und die Anbringung von Briefkästen eine DIN-Norm. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn jeder einfach machte, was er wollte. Wie in Australien zum Beispiel, wo von alter Computerhardware über Wäschetrommeln und Milchkannen bis hin zu Mikrowellen alles als Briefkasten genutzt wird, was irgendwie in der Lage ist, Post in sich aufzunehmen. Rein theoretisch ist das zwar auch bei uns nicht verboten, die Nichteinhaltung der europäischen Norm DIN EN 13724 kann aber in Extremfällen durchaus Konsequenzen haben.

Gerade Vermietern sollte an regelkonformen Briefkästen gelegen sein, denn entsprechen sie nicht den Standardanforderungen, können Bewohner in einigen Fällen Mietminderungen geltend machen. Aber auch wer selbst für seinen Briefkasten verantwortlich zeichnet, tut gut daran, die Norm nicht vollends zu ignorieren. Denn sollte sich ein Briefträger „unverhältnismäßigen Schwierigkeiten“ gegenübersehen, kann die Post den Briefkastenbesitzer von der Zustellung ausschließen. Die Basis für diese von höchster Stelle abgesegnete Arbeitsverweigerung liegt in der PUDLV, der – welch bezauberndes behördendeutsches Wortungetüm – Post-Universaldienstleistungsverordnung, niedergeschrieben. Was genau unter „unverhältnismäßigen Schwierigkeiten“ zu verstehen ist, wird zwar nirgends definiert, aber es ist davon auszugehen, dass ein Einwurfschlitz in zwei Metern Höhe, der von einem nicht-angeleinten Hund bewacht wird, definitiv dazugehören würde.

Einfacher ist es, die wichtigsten Anforderungen der Norm DIN EN 13724 zusammenzufassen:

  • Die wesentliche Aufgabe eines Briefkastens besteht darin, die Post vor Witterung, Vandalismus und Diebstahl zu bewahren. Dafür müssen Materialien, Konstruktion und Schlösser eine ausreichende Widerstandsfähigkeit gegen Korrosion, Eindringen von Wasser und Einbruch gewährleisten. Modelle aus Edelstahl oder verzinktem Stahl erfüllen diese Bedingungen materialseitig mit Bravour.
  • Ein Umschlag der Größe C4 (229 x 324 mm), der Unterlagen in A4 ohne Probleme in sich aufnimmt, muss ohne Beschädigungen oder die Notwendigkeit, ihn zu falten, zugestellt werden können. Der Einwurfschlitz muss daher bei Modellen mit Längseinwurf – wie denen im Manufactum Sortiment – zwischen 230 und 280 Millimetern breit sein. Die Höhe sollte 30 bis 35 mm entsprechen.
  • Ein DIN-genormter Briefkasten muss aber auch ordentlich schlucken können: Das Mindestvolumen sollte einem Stapel C4-Umschläge von 40 mm Höhe entsprechen. Je mehr, desto besser, schon im eigenen Interesse, denn quillt der Briefkasten über, schützt er weder vor Witterung noch vor Diebstahl.
  • Um die Vertraulichkeit des Briefverkehrs zu gewährleisten, muss ein solches Behältnis zudem sicher vor neugierigen Blicken geschützt sein: Sichtfenster sind daher tabu.
  • Schließlich sind es aber nicht nur die äußeren Werte, die einen Briefkasten zu einem vorschriftsmäßigen Briefkasten machen: Auch die optimale Höhe der Anbringung ist festgelegt. Die Mittellinie der Einwurföffnung sollte demnach zwischen 70 und 170 Zentimetern über dem Boden liegen. Die Norm zeigt sich an dieser Stelle äußerst großzügig.

Größenwahnsinn. Oder: Wie viel muss rein?

Nicht jeder empfängt täglich Wagenladungen an Post. Für die meisten Menschen dürfte ein durchschnittlich großer Briefkasten daher ausreichend sein. Aber besser man macht sich Gedanken, bevor man in die Verlegenheit kommt, der Flut an Rechnungen (oder Liebesbriefen) irgendwann nicht mehr gewachsen zu sein. Stellen Sie sich daher folgende Fragen, bevor Sie einen neuen Briefkasten kaufen:

  • Wie viele Personen im Haushalt empfangen Post?
  • Wie viele Briefe, kleine Päckchen oder Einwurfsendungen sind zu erwarten?
  • Kann und sollte das Aufkommen an nicht adressierten Werbeblättchen und -sendungen gegebenenfalls durch einen Aufkleber am Briefkasten eingedämmt werden?
  • Kann der Kasten täglich geleert werden?
  • Wie sind die Stellflächen oder Anbringmöglichkeiten dimensioniert?
  • Sollen nicht nur Briefe, sondern auch Pakete Platz finden können?
  • Erhalten Sie regelmäßig Zeitungen?

Derart vorbereitet sollte es Ihnen ein Leichtes sein zu entscheiden, ob ein einfacher Briefkasten ausreicht, ob Sie zusätzlich ein Zeitungsfach benötigen oder ob gar ein Großraumbriefkasten mit Paketfach die richtige Wahl ist.

Die Standortfrage ist noch nicht geklärt.

Selbst der beste, witterungsgeschützte Briefkasten kann unter extremen Bedingungen an seine Grenzen stoßen. Niemand wünscht sich Hagel, Sturm und Dauerregen (oder zumindest nur wenige Menschen), aber es lässt sich nun mal nicht ändern: Alle kommen sie hin und wieder vor. Um Ihre Post bestmöglich vor solch Widrigkeiten zu schützen, sollten Sie Folgendes bedenken:

  • Wenn möglich, bringen Sie Ihren Briefkasten in einem geschützten Bereich an, zum Beispiel unter einem Vordach.
  • Standbriefkästen sollten Sie immer mit dem Rücken zur Wetterseite – das heißt: der vorherrschenden Regen- und Windrichtung – ausrichten. In Mitteleuropa und Deutschland handelt es sich meist um Nordwest oder West. Einfach prüfen, ob diese Regel auch bei Ihnen zutrifft, können Sie, indem Sie ältere Bäume oder Gebäude in der Nachbarschaft untersuchen: Welche Seite ist vermooster, welche Seite ist verwitterter? Bei dieser Seite handelt es sich um die Wetterseite.
  • Entgegen anderslautender Gerüchte kann die Zustellung nicht verweigert werden, nur weil ein Briefkasten nicht außen am Haus oder – bei eingerückt stehenden Einfamilienhäusern – an der Grundstücksgrenze angebracht ist. Dem Briefträger eine möglichst leichte Zustellung zu ermöglichen ist jedoch unbestritten sinnvoll und gehört – wenn umsetzbar – zum guten Ton.

Niet- und nagelfest. Briefkästen richtig anbringen.

Ein Briefkasten, gerade ein gut gefüllter, kann ein ordentliches Gewicht auf die Waage bringen. Diesem Umstand sollte bereits bei der Anbringung Rechnung getragen werden. Je nach Gewicht des Modells und der zu erwartenden Menge an Post sollten Schwerlastdübel und dazu passende Edelstahlschrauben verwendet werden. Stahlschrauben hingegen können rosten und hinablaufende Rostspuren zur Folge haben. Um eindringende Feuchtigkeit bei den Schraublöchern zu vermeiden, können Sie auch etwas Silikon in die Dübel geben, bevor Sie die Schrauben hineindrehen, was zusätzlich die Stabilität der Anbringung erhöht.
Gerade moderne Häuser, die aktuellen Energiestandards entsprechen, stellen den Besitzer vor weitere Schwierigkeiten, wenn es an die Anbringung des Briefkastens geht. Das Problem: Die dämmenden Vorsatzschalen sind oft zu dick für Dübel. Außerdem besteht die Gefahr, die Dämmung zu beschädigen. Zwei Lösungen bieten sich an:

  • Spezielle Dämmstoffdübel sorgen für eine stabile Befestigung und verhindern Wärmebrücken.
  • Alternativ lassen sich leichtere Briefkasten-Modelle auch mit Montage-Klebstoffen witterungsbeständig an der Fassade befestigen. Dabei gilt: je größer die Klebefläche, desto besser der Halt. Wichtig: Stützen Sie den Briefkasten bis zur vollständigen Trocknung ab.
  • Bei Standbriefkästen ist häufig ein Einbetonieren notwendig, um ausreichende Stabilität zu gewährleisten. Empfehlungen geben ein Fundament von 30 x 30 x 50 cm pro Fuß eines frei stehenden Briefkastens an. Die Tiefe sollte aufgrund von zu erwartenden Bodenfrösten bei circa 20 Zentimetern liegen. Informieren Sie sich im Vorfeld über vorhandene Rohrleitungen und Elektrokabel, um Beschädigungen an den Installationen zu vermeiden.

Mit dem richtigen Modell und der richtigen Montage muss der Postmann zukünftig nicht mehr klingeln. Ob Sie das wollen, liegt selbstverständlich ganz bei Ihnen. Er selbst wird es Ihnen vermutlich danken. Und die Post kommt trotzdem zuverlässig an.

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