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Variantenreiches Urwekzeug

Das Messer

Das Messer ist zweifellos die größte Erfindung des Menschen (selbst wenn man zugeben muss, dass auch das Rad nicht ganz unbedeutend gewesen sein mag, von der Mondrakete und der Fertigpizza ganz zu schweigen). Es ist das Werkzeug schlechthin und begleitet ihn, rechnet man die einfachsten Schneidwerkzeugeaus Stein als Urformen mit, seit über zweieinhalb Millionen Jahren. Dabei können die Archäologen schon für frühe Fundstücke nachweisen, dass sich die Grundidee der aus dem Stein gearbeitetenKlinge bald in zahlreiche durchdachte Varianten auffächerte: solche zum Schneiden, solche zum Schaben, solche zum Hacken oder zum gezielten Schlagen auf das zu bearbeitende Material. Mit dem Faustkeil hat man dann sogar schon ein erstes Multifunktionswerkzeug vor Augen.

Ein Messer war seither für den Menschen der Frühzeit überlebensnotwendig. Auch der berühmte Ötzi trug selbstverständlich eines bei sich (einen Dolch mit Feuersteinklinge und einem Griff aus Eschenholz).

Ötzis Beilklinge war sogar schon aus Kupfer, und in den auf Ötzi folgenden Jahrtausenden lässt sich in der Geschichte des Messers die der Metallurgie Schritt für Schritt nachvollziehen, begleitet von zahllosen Klingenformen und zweckgeleiteten Speziallösungen.
Die zivilisatorische „Würde“ des Messers ist also beeindruckend, und elementares, zweckdienliches Werkzeug ist es nach wie vor. Also ein perfektes Geschenk. Zumal man sich dabei als aufgeklärter Geist erweist, denn es gibt Geschenke, die von abergläubischen Menschen für gefährlich gehalten werden. Schuhe gehören dazu (mit denen der beschenkte Partner bald zu entlaufen droht), Perlenketten ebenfalls (für jede geschenkte Perle, heißt es, fließt eine Träne).

Die Tricks: wie man Messer und Börsen doch verschenken kann

Bei weiteren Dingen hat sich das Volkswissen kleine Tricks ausgedacht: Eine verschenkte Geldbörse beispielsweise darf auf keinen Fall leer sein, da sie es dann auch zu bleiben droht. Sie wird daher mit einer kleinen Münze „gefüllt“. Und am schwierigsten ist es eben bei Messern. Sie dürfen sich nicht einmal als Geschenk zu erkennen geben, da sonst angeblich die Freundschaft zerschnitten würde. Der in entsprechenden Fachkreisen empfohlene Trick: Man fordere dem oder der Beschenkten ein Centstück ab. Denn dann gilt es als Kauf. Über all das sollte man sich hinwegsetzen.

Etwa mit dem Hinweis, dass ein ritualisiertes Messergeschenk in mancher Region das Alter markiert, in dem man überhaupt ein Messer besitzen und mit sich tragen darf – und damit den allmählichen Übergang zum Erwachsensein. Oder aber mit dem sich aus dem Voranstehenden ergebenden Hinweis, dass der Beschenkte es weniger als bloßes „Messer“, sondern vielmehr als hochausdifferenziertes, unter ungezählten regionalen, funktionalen und metallurgischen Varianten gerade für ihn (als Koch, als Jäger, als Segler, als Ästhet, als Garten- oder Bartbesitzer …) geeignetes Spezialwerkzeug ansehen möge. Und als zivilisatorisches Begleitwerkzeug, das auch heute noch in der Wildnis wie in der Höhle unverzichtbar ist (selbst in solchen mit Einbauküche).

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