Parfüm
Die Nase ist ein faszinierendes Organ und wichtiger für menschliche Wahrnehmungen als gemeinhin angenommen. Nicht nur, dass unser Geschmackssinn ohne den Geruchssinn massiv leiden würde, auch Erinnerungen sind oft eindeutig an Gerüche ... Weiterlesen
Ratgeber
Echt dufte. Das Parfüm
Die Nase ist ein faszinierendes Organ und wichtiger für menschliche Wahrnehmungen als gemeinhin angenommen. Nicht nur, dass unser Geschmackssinn ohne den Geruchssinn massiv leiden würde, auch Erinnerungen sind oft eindeutig an Gerüche geknüpft, und zwischenmenschliche Beziehungen stehen und fallen mit der Frage: Können wir uns riechen? Grenouille, der geniale Duftkünstler in Süskinds Roman „Das Parfüm“, konnte ein paar rothaarige Mädchen gar so gut riechen, dass er ihren körpereigenen Wohlgeruch für immer zu konservieren trachtete, was die jungen Frauen schließlich ihr Leben kostete. Doch so weit muss es nicht kommen: Auch ein klassisches Parfüm, zum Beispiel mit blumigen Noten, ist in der Lage, die olfaktorische Attraktivität seines Trägers zu betonen und sein Gegenüber zu betören. Gute Düfte halten sich – nicht nur in der Nase, sondern auch auf dem Markt. So wie die Parfüms im Manufactum Sortiment.
Gesalbte Häupter. Die Anfänge des Parfüms
Zur Parfüm-Geschichte ließen sich vermutlich Bände schreiben. Für einen ersten Überblick jedoch reichen ein paar Eckdaten. Versteht man unter Parfüm heute in der Regel ein flüchtiges Gemisch auf Alkoholbasis, (ver-)dufteten die Riechstoffe vor Tausenden Jahren zuerst dadurch, dass man sie verbrannte. Schon die alten Ägypter nahmen Witterung auf und sicherten sich so die Gunst der Götter. Oder zumindest hofften sie es. Den nächsten Schritt stellte die Zubereitung duftender Balsame und Öle dar, wobei man sich zunutze machte, dass Blüten beim Einlegen in Fette ihren Duft an selbige abgeben. Derart gesalbt, traten zunächst die Toten ihren Weg ins Jenseits an, bevor man schließlich zu Zeiten der Pharaonin Hatschepsut dazu überging, auch lebende Körper zu beduften.
Über die Phönizier und Griechen sowie ihre Eroberungszüge gen Osten kamen später die Römer in Kontakt mit dem Parfüm und begannen recht schnell damit, die duftenden Substanzen exzessiv zu verwenden. Frauen wie Männer – natürlich insbesondere solche der wohlhabenderen Schichten – salbten sich vor allem zu festlichen Anlässen, nutzten die von Sklavinnen hergestellten „cosmetae“ aber auch ausgiebig im Alltag. Schon damals entstanden regelrechte Geruchsmoden. Dabei galt: je teurer eine Zutat, desto exklusiver das Parfüm und damit der anzunehmende gesellschaftliche Stand des Trägers beziehungsweise der Trägerin. Der zeitgenössische Satiriker Lukian, der das Römische Reich treffend zu beschreiben wusste, vermerkte: „Frauen verschwenden den Reichtum ihrer Männer für ihr Haar, und ganz Arabien duftet aus ihren Haaren.“
Eine 180-Grad-Wende. Der Umgang mit Parfüm im Mittelalter
Mit dem Untergang des Römischen Reichs war der Wohlgeruch erst mal dahin, denn das zunehmend christianisierte Abendland betrachtete Düfte zunächst als unkeusch und verwerflich. Betörende Parfüms verschwanden so für etliche Jahrhunderte aus dem Bewusstsein der Menschen, bis schließlich die Kreuzfahrer – welch Ironie der Geschichte – sie im 11. und 12. Jahrhundert wieder von ihren Feldzügen im Orient zurück in die Heimat brachten. Venedig etablierte sich als Handelsplatz für allerlei Gewürze, Kräuter und duftende Ingredienzen und mit der wachsenden Beschäftigung damit wuchsen auch die Kenntnisse und Möglichkeiten. Im 15. Jahrhundert schließlich war man in der Lage, hochkonzentrierte Destillate und damit nicht nur reinen Alkohol – die Voraussetzung für das Parfüm, wie wir es heute kennen –, sondern erstmals auch ätherische Öle herzustellen.
Welch Glück, denn die nachfolgenden Generationen hatten Parfüm mehr als nötig, glaubte man doch seit dem Ausbruch der Pest im 14. Jahrhundert, Krankheiten würden durch Baden übertragen und vermischten sich zugleich durch in die Poren eindringendes Wasser mit den „Körpersäften“. Für den mittelalterlichen Geist eine entsetzliche Vorstellung, und so scheute man das Waschen wie der Teufel das Weihwasser. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, welche Konsequenzen das für den Körpergeruch der Menschen damals mit sich brachte. Gelinde gesagt: Nun stanken sie wie die Pest. Und Parfüm diente dazu, dieses Ungemach zu übertünchen.
Während dieser Zeit entwickelte sich die südfranzösische Stadt Grasse zum Zentrum der europäischen Parfümeurskunst. Dabei waren es zunächst gar nicht menschliche Ausdünstungen, die man zu überdecken strebte, sondern die von frisch gegerbten Lederhandschuhen. Grasse war bekannt für eine ausgeprägte handwerkliche Tradition im Bereich der Gerberei, was zum Leidwesen aller mit extremen Geruchsbelästigungen einherging. Und die Endprodukte dufteten ebenfalls nicht gerade nach Rosen. Bis man auf die Idee kam, sie mit Rosen (und anderen Aromen) zu beduften – ein Geniestreich quasi. Aus dem Nebenerwerb wurde schnell ein vollwertiges Geschäft und die Grasser Parfümeure erarbeiteten sich einen Ruf weit über Frankreich hinaus. Nicht nur für Handschuhe.
Natur oder Synthese? Riechstoffe heute
Ausgehend von der Aufklärung Ende des 17. Jahrhunderts verbesserten sich schließlich die hygienischen Bedingungen, die Menschen rochen wieder besser und Parfüms wurden leichter, da ihnen nun weniger verhüllende als vielmehr akzentuierende Funktionen zukamen. Alle verwendeten Duftstoffe zu dieser Zeit waren noch ausschließlich natürlichen Ursprungs, teils aus Blüten und Früchten gewonnen, teils aber auch tierischen Ursprungs wie Moschus und Ambra.
Im 19. Jahrhundert gelang es schließlich erstmals, Riechstoffe zu synthetisieren, was die Herstellungskosten für Parfüm einerseits reduzierte, andererseits aber auch die Verwendung tierischer Produkte überflüssig machte. Der wohl bekannteste Duft des 20. Jahrhunderts, Chanel No. 5, war zugleich auch das erste vollständig auf synthetischer Basis hergestellte Parfüm.
Aus ethischer Sicht ist die Verwendung künstlich hergestellter Riechstoffe sehr zu begrüßen. Hätte Grenouille bereits um diese Möglichkeit gewusst, knapp zwei Dutzend junge Damen hätten ihr Leben behalten können. Und er selbst vermutlich auch. Meistens sticht zwar die Natur das Laborprodukt – vor allem bei hochwertigen Blütenessenzen. Manchmal aber eben auch nicht.